Mit Nanopartikeln gegen Gefäßverkalkung

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Nanopartikel sind winzig klein – kleiner als 100 Nanometer und somit unter konventionellen optischen Mikroskopen nicht zu erkennen. Teilweise werden sie im Nebeneffekt freigesetzt, quasi als Kollateralprodukt von Verbrennungsvorgängen im Straßenverkehr oder in der Industrie. Absichtlich erzeugt, kommen sie immer häufiger vor, um in verschiedenen Produkten Verwendung zu finden. So zum Beispiel schützen sie in verschiedenen Sonnencremes unsere Haut vor UV-Strahlung. Wissenschaftler verfolgen nun einen ganz neuen Therapieansatz, um der häufigsten Todesursache in Deutschland mithilfe spezieller Nanopartikel ihren Schrecken zu nehmen: Im Jahr 2019 waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Koronare Herzkrankheit infolge von Arteriosklerose, Herzinfarkte und Schlaganfälle) für gut ein Drittel der Todesfälle insgesamt verantwortlich.


Die Wissenschaftler hoffen, dass künftig Herzinfarkte vermieden werden können, indem eigens dafür entwickelte Nanopartikel bei Arteriosklerose die Ablagerungen (Plaques) an den Wänden der Blutgefäße auflösen. Vielleicht klingt das zu schön, um wahr zu sein, doch die innovativen, intelligenten Nanopartikel haben es auf bestimmte Immunzellen (Makrophagen) abgesehen, welche in den Ablagerungen der Blutgefäße vorhanden sind. Die Nanopartikel spüren diese Immun- oder Fresszellen auf und importieren einen Wirkstoff, der als Auslöser fungiert, sodass die Fresszellen sich (entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten) über kranke und tote Plaque-Zellen hermachen. Dadurch wird das Volumen der Ablagerung reduziert. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt ein Forscherteam an der Universität Bonn, bei dem Nanopartikel gesunde, neue Zellen zu den defekten Abschnitten der Blutgefäße lotsen, damit sie sich mithilfe dieser "Ersatzzellen" regenerieren. Bei Versuchen mit Mäusen zeigte diese Methode den gewünschten Erfolg. Nanopartikel könnten also auf die eine oder andere Weise bereits in den Entstehungsprozess der für Gefäßverschlüsse verantwortlichen Arteriosklerose eingreifen. Dieses Ziel verfolgen Forscher und Wissenschaftler mithilfe der neuen Therapieansätze. Die Entwicklung fortschrittlicher Nanopartikel in der Funktion als Arzneimittelträger wäre ein großer Fortschritt im Kampf gegen koronare Herzkrankheiten. Dabei sollten sie imstande sein, die Mittel, deren "Botschaften" oder möglicherweise sogar neue, gesunde Zellen an den richtigen Ort zu transportieren.

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